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Jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof, Zeugnisse des jüdischen Lebens in Alsheim

Der jüdische Friedhof liegt in der Gimbsheimer Straße, direkt an der Abzweigung zur Bundestraße.

Der 1896 angelegte jüdische Friedhof war eine Einrichtung der Alsheimer jüdischen Gemeinde. Auf dem Alsheimer Friedhof sind auch Juden aus Mettenheim und Gimbsheim verstorbenen jüdischen Personen ihre letzte Ruhestätte. 

Von 1529 bis 1940 lebte eine wechselnde Zahl Alsheimer jüdischen Bekenntnisses im Ort. 1550 wurden vier, 1722 drei, 1743 sechs, 1799 zwei jüdische Familien in Alsheim gezählt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 14 jüdische Einwohner, 1828 38, 1861 73, 1871 79, 1895 53, 1900 43, 1910 36.

Zur Bildung einer Kultusgemeinde kam es Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie schloss bis 1875 jüdische Gimbsheimer und Mettenheimer ein. Die jüdische Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Worms zugeteilt. An Einrichtungen unterhielt die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule (seit 1873 Israelitische Volksschule, die 1881 von 18 Kindern besucht wurde, darunter auch zwei christlichen Kindern), ein rituelles Bad und eben einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte. Prägend für das jüdische Gemeindeleben war in der gesamten zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Lehrer und Vorbeter Karl Marx (1824–1910). Er war mit einem vierstimmiger Synagogenchor weit über Alsheim hinaus bekannt. Marx spielte auch im Leben des gesamten Dorfes Alsheim über Jahrzehnte eine große Rolle: er hatte u. a. den "Sängerbund" gegründet (heute MGV Eintracht Alsheim) und war jahrzehntelang dessen Dirigent. In verschiedenen überregionalen Lehrervereinen war er im Vorstand (u. a. Ausschussmitglied des Allgemeinen Deutschen Lehrervereins Berlin).

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Theodor Gabriel (geb. 13. Juni 1883 in Alsheim, vor 1914 in Gelnhausen wohnhaft, gef. 26. November 1917), Max Lutzki (geb. 4. September 1893 in Alsheim, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 30. Juni 1915).

Um 1924 waren in der 25-Mitglieder starken Gemeinde die Vorsteher Jakob Otto David, Salomon Mayer und Eduard David. An jüdischen Vereinen waren damals noch aktiv: der Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Alfred David mit acht Mitgliedern) und der Frauenwohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Frau Isidor David mit neun Mitgliedern).

1933 wurden 35 jüdische Einwohner gezählt (drei Familien David, eine Familie Gabriel und je eine Familie Mayer, Oppenheimer, Schlösser, sowie der angesehene Arzt Dr. Wolff). Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Von den in Alsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jakob Otto David (1882), Johanna David geb. Sternberg (1873), Karoline Löb geb. Reiss (1862), Albert Mayer (1865), Moritz (Moses) Mayer (1884), Franziska Müller geb. Oppenheimer (1867), Albert Reiss (1874), Ida Schwab (1886), Regina (Recha) Vogel geb. Mayer (1884), Amalie Wolff geb. David (1875), Bernhard Wolff (1870), Blanka Zeilberger geb. Lutzky (1889). Die Synagoge ist erhalten und wird als Wohnhaus genutzt. Auch das Schulgebäude steht noch. Die Gebäude befinden sich in der Mittelgasse.